- Schreibwettbewerb des Staatstheaters Darmstadt
„Mit dem ersten Platz“, so die junge Autorin Fatima Yilmaz Alimoglu (9a), „habe ich nicht gerechnet.“ Die Gymnasiastin steht mit einem großen Blumenstrauß und ihrer Urkunde auf der Bühne mitten im Foyer des Großen Hauses des Staatstheaters Darmstadt. Um sie herum die Jury, Schauspieler und die anderen Gewinnerinnen des Wettbewerbs. Gut, dass sie nicht alleine ist, sondern Mitschüler, ihre Deutsch-Lehrerin Mariette Köster und natürlich ihre Mutter und Schwester Havin als Unterstützung im Publikum sitzen.
Noch einmal zum Anfang: „Schreib dich auf die Bühne!“, so lautet das Motto des Schreibwettbewerbes, den das Staatstheater Darmstadt in diesem Jahr bereits zum elften Mal veranstaltet hat. Jugendliche bis 25 Jahre können ihre Texte – seien es Gedichte, Dramenszenen oder Kurzgeschichten – einreichen. Aus der Klasse 9a der Albrecht-Dürer-Schule beteiligten sich gleich vier Schülerinnen und ein Schüler mit sehr unterschiedlichen Texten. Als die Einladung zur Preisverleihung ins Haus flatterte, war klar: „Vielleicht haben wir einen Gewinner in unseren Reihen!“ Zu diesem Zeitpunkt war der Gewinnertext noch streng geheim.
Bei schwerem Gewitter mit Starkregen und Hagel traf das Autorenteam der Albrecht-Dürer-Schule samt Begleitung am 19.05.2022 im völlig verlassenen Staatstheater ein. Zwei Portiere öffneten die schweren bronzenen Tore und führten die kleine Gruppe bis ins Foyer des Großen Hauses. Dort war eine Bühne aufgebaut. Schauspieler und Jury versammelten sich bereits, im Hintergrund begleitet von leiser Musik.
„Wie bei einer richtigen Oscar-Nominierung“, so ein Kommentar aus dem Publikum. Es folgen Danksagung und die Vorstellung der Jury. Die Spannung steigt. Endlich treten die Schauspieler nach vorne und lesen den ersten Text, als wäre es ein richtiger Bühnentext: nachdenklich, betont. Der zweite Text, noch immer ist die Albrecht-Dürer-Schule nicht dabei. Erste Zweifel mischen sich in die Euphorie des Abends. Und wenn wir nur als Zuschauer eingeladen wären? Doch dann wird auf dem großen Bildschirm der Name „Fatima Yilmaz Alimoglu“ aufgeblendet. Die hochgewachsene Schauspielerin mit dem langen weißen Kleid tritt ans Mikrophon. Es ist eine Kurzgeschichte, die aus der fragenden Perspektive eines Kindes nachzeichnet, was Krieg, Flucht, Vertreibung im Leben der Menschen verändert.
Und danach liest die Jury für jeden Text eine Laudatio und jetzt darf Fatima auf die Bühne und wird für den besten Text des Jugendwettbewerbs ausgezeichnet. Ein professioneller Fotograf vom Zentralwerk macht Fotos der Sieger. Und danach endet der Abend, wie Frau Zehelein es sich in ihrer Begrüßungsrede gewünscht hat: Alle Sieger und Teilnehmende, Jury und Schauspieler, Eltern und Geschwister rücken die Stühle in einen Kreis und unterhalten sich, wie selbstverständlich, über die Texte, die Bewertung der Jury und das Theater. Beim Heraustreten aus dem Staatstheater hat sich der Himmel gelichtet, die wilden Gewitterwolken ziehen schnell am Himmel.