Kooperationsklassen

Ausgangssituation und Ziele

An der Albrecht-Dürer-Schule in Weiterstadt gibt es nach Zustimmung aller schulischen Gremien und des SSA seit  dem Schuljahr 2009-2010 in den Jahrgangsstufen 7 und 8  „Kooperationsklassen“, in denen Kinder gemeinsam lernen.
Nach diesem Konzept bleiben die Förderstufenklassen nach der Jahrgangsstufe 6 zusammen und werden nicht, wie in der Vergangenheit üblich, in Haupt- und Realschulklassen aufgeteilt.

Kooperationsklassen verstehen sich vor dem Hintergrund des im Jahre 2005 entwickelten und inzwischen bis 2015 fortgeschriebenen Weiterstädter Bildungsgesamtplans als eine Fortführung des bundesweiten Projekts „Lebenswelt Schule“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und Jacobs-Foundation, dessen Intention es ist,  Kinder und Jugendliche bestmöglich individuell zu fördern.

Die Kinder werden soweit als möglich im Klassenverband gemeinsam unterrichtet. Gewünscht ist eine weitgehende Binnendifferenzierung, die jedoch, auf Antrag der Fachkonferenzen in den Fächern D/M/E , situativ  nach den Erfordernissen eines Jahrgangs durch eine äußere Differenzierung  in E- G-Niveau ersetzt werden kann.

Grundlage des Unterrichts bilden die seit 2011 für alle hessischen Schulen  verbindlichen Kerncurricula und Bildungsstandards.

Die in ihnen neben der Vermittlung fachspezifischen Wissens geforderte Bildung fächerübergreifender Kompetenzen stehen im Einklang mit den zuvor genannten Zielen. Sie beschreiben das Bemühen der ADS, durch die Unterrichts- und Erziehungsarbeit den Schülerinnen und Schülern der Schule die Voraussetzungen für einen gelingenden Schul- und  Lebensweg zu schaffen, um in Eigen- und Mitverantwortung an den Gestaltung einer demokratischen Gesellschaft mitwirken zu können.

Umsetzung in Unterricht

Wichtige Bestandteile der Arbeit in den Kooperationsklassen 7 und 8 sind neben dem von den Fachlehrerinnen und Fachlehrern erteilten fachspezifischen Unterricht die Förderung der Schülerinnen und Schüler im Rahmen der WuFF – Stunden (Wahlunterricht Französisch, Förderung in den Fächern D/M/E), des Arbeitslehreunterrichts, des projektorientierten Lernens (PoL) und der in den Nachmittagsstunden stattfindenden Lernzeit.

Dem Arbeitslehreunterricht, der die Schülerinnen und Schüler ab dem 7.Schuljahr schrittweise zur Berufswahlreife führen soll, liegt das im Schulcurriculum festgelegte fächerübergreifende Berufsorientierungskonzept zugrunde. Er findet in  Doppelbesetzung durch den Klassenlehrer/die Klassenlehrerin und eine sozialpädagogische Fachkraft statt. In gemeinsamer Planung, Durchführung und Nachbereitung stehen zunächst, mit Beginn der Jahrgangsstufe 7, der Erwerb überfachlicher persönlicher und sozialer Kompetenzen im Vordergrund.
Inhaltlich geplant sind Themenblöcke wie z.B. Kommunikation, gutes Klassenklima, Ich-Stärkung, eigene Ressourcen entdecken.
Der Unterricht stellt die Fortsetzung einer Auftakt – Veranstaltung dar, die gleich zu Beginn des Schuljahres 1-2 Tage außerhalb der Schule stattfindet.
Mit der Durchführung des hessenweit angelegten Projektes „KomPo – 7“ , das an der ADS beispielhaft unter Einsatz hoher fachlicher und personeller Ressourcen durchgeführt wird und für die Schülerinnen und Schüler mit der Erstellung eines individuellen Stärke- und Schwächeprofils einhergeht, beginnt die Arbeit mit dem Berufswahlpass und die allmähliche Hinwendung zum Berufswahlprozess, orientiert an der betrieblichen und beruflichen Realität. Die Schülerinnen und Schüler lernen Strukturen der Wirtschafts- und Arbeitswelt kennen, in die sie Berufsfelder, konkrete Berufsbilder, betriebliche Branchen, … einordnen lernen.

Die Lernzeit als weiteres zentrales Element des Kooperationsmodells, wird in der Jahrgangsstufe 7 in Fortführung des vormittäglichen Arbeitslehreunterrichts von den sozialpädagogischen Fachkräften zusammen mit Oberstufenschülern durchgeführt.
Ziel dieser für alle Schülerinnen und Schüler verbindlichen Stunden sind neben der weiteren Schulung individueller und sozialer Qualifikationen, die Förderung methodischer und fachlicher Kompetenzen. Es geht um den Erwerb einer Methodik selbstorganisierten Lernens und um die Reflexion von Lernprozessen. Wie organisiere ich mein Lernen? Beispielhaft und zu Beginn erfolgt dieser Prozess durch die Erledigung von Arbeitsaufträgen aus dem Unterricht und  an Hausaufgaben, langfristig sollen die Schülerinnen und Schüler selbsttätig und selbständig an Projekten arbeiten, die im Unterricht und in den Stunden des  projektorientierten Lernens angestoßen wurden: Jeder Schüler und jede Schülerin in ihrem individuellen Tempo, gefördert in ihren individuellen Stärken.
Die im Projekt eingebundenen Oberstufenschüler erhalten von den sozialpädagogischen Fachkräften eine Schulung, die ihnen helfen soll, ihre Rolle als Lehrende und Betreuende verantwortungsvoll wahrzunehmen.

Zielsetzung des 8. Schuljahres ist die Gestaltung des Übergangs von der Schule in die Berufsausbildung. Zentrale Bausteine bilden  die Vorbereitung, Durchführung und Präsentation des ersten Praktikums, ein 14tägiges Praktikum im Berufstechnischen Zentrum Weiterstadt (BTZ) für 45 Schülerinnen und Schüler und das intensiv durchzuführende Bewerbungstraining. Darüber hinaus lernen die Jugendlichen Betriebe und Berufe kennen. Die originäre Begegnung mit Betrieb und Arbeitswelt, die einer bewussten Berufswahlentscheidung vorausgehen muss, wird durch Betriebserkundungen und -besichtigungen gewährleistet.

Seit dem 2. Halbjahr 2012 gibt es für die Schülerinnen und Schüler das neue Angebot des projektorientierten Lernens, das von den sozialpädagogischen Fachkräften der Schule durchgeführt wird. In diesen Stunden, die mit jeweils zwei Fachkräften doppelt besetzt sind und von ihnen gemeinsam geplant und durchgeführt werden, lernen die Jugendlichen auch in Vorbereitung auf die im Jahrgang 9 anstehenden Projektprüfungen, Themen, die sich an ihrer Lebenswelt orientieren,  fächerübergreifend in Teams zu bearbeiten und die dazu notwendigen  Recherche-, Planungs- und Unsetzungsarbeiten selbständig und abhängig von ihrer individuellen Leistungsfähigkeit gemeinsam zu organisieren, durchzuführen und zu reflektieren.

Im 8. Jahrgang erfolgt die Lernzeit auf freiwilliger Basis. Die Schülerinnen und Schüler entscheiden gemeinsam mit ihren Eltern und auf Empfehlung der Lehrerinnen und Lehrer über ihre Teilnahme.

Wer ist beteiligt? Ein Netzwerk an Unterstützung!

Essentieller Bestandteil der Arbeit in den Kooperationsklassen ist der umfassende Einsatz der Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen. Orientiert am Schulkonzept erfährt dieser damit eine klare Fokusierung auf das Kooperationsmodell.
Mit Beteiligung der Schulleitung und in Absprache mit ihr werden alle Projekte von Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen und Klassenlehrerinnen und Klassenlehrern gemeinsam geplant. In allen Aktionen und Planungen stellen der gemeinsame schulische und sozialpädagogische Blick mit ihren unterschiedlichen  Sichtweisen wesentliche und prägende Elemente dar und sind ausdrücklich gewünscht.
Unterstützt durch Honorarkräfte und Oberstufenschülerinnen und -schüler verfolgen  sie das zentrale Ziel der individuellen Förderung. Dazu gehören der Erwerb grundlegender Kompetenzen im persönlichen und sozialen Bereich ebenso wie der Erwerb methodischer und fachlicher Kompetenzen.

Vom 8. Jahrgang an werden die Schülerinnen und Schüler nach Antrag von den seit Jahren überaus erfolgreich agierenden Paten des Weiterstädter Netzwerk Ausbildung begleitet, die ihnen gemeinsam mit Eltern und Lehrerinnen und Lehrern den Schritt in die Arbeits- und  Berufswelt erleichtern und für einen gelingenden Übergang sorgen.

Vor diesem Hintergrund ist es erklärtes Ziel, mit den Eltern eine enge Zusammenarbeit zu pflegen und sie an allen wichtigen Entscheidungen zu beteiligen. Sie sind eingeladen und aufgefordert zum Austausch mit den Klassenlehrerinnen und Klassenlehrern, Fachlehrerinnen und Fachlehrern  und werden von ihnen  über die Lernentwicklung und das Arbeits- und Sozialverhalten ihrer Kinder, über anstehende Unterrichtvorhaben und Projekte regelmäßig informiert.

Wie geht es weiter?

Mit dem Halbjahreszeugnis der Klasse 8 erhalten die Erziehungsberechtigten den Zeugniskonferenzbeschlusses mit einer Einschätzung zur geplanten Einstufung ihrer Tochter/ ihres Sohnes auf der Grundlage des aktuellen Leistungsstandes und des allgemeinen Arbeits- und Sozialverhaltens. Ab Jahrgang 9 wird schulzweigbezogen unterrichtet, um den spezifischen Abschlussanforderungen gerecht zu werden. Schülerinnen und Schüler, die den Hauptschulzweig besuchen, können nach erfolgreicher Teilnahme an der Abschlussprüfung den einfachen oder auch qualifizierenden Abschluss erlangen, der ihnen den Zugang zu unserer 10. Hauptschulklasse eröffnet und die Möglichkeit bietet, die Mittlere Reife zu erwerben.
Die Schülerinnen und Schüler der Realschulklassen legen nach dem Besuch der Klasse 10 den einfachen oder auch den qualifizierenden Realschulabschluss ab, der ihnen den Übergang in die Oberstufe unseres Gymnasialzweigs oder in eine entsprechende weiterführende Schule ermöglicht, um die fachgebundene oder allgemeine Hochschulreife zu erreichen.

E. Schmidt 02/12